Einen wunderschönen guten Tag.
Ich habe mir überlegt, dass ich hier einen kurzes Guide schreibe, was man so Einsteigern raten kann, was es so für nützliche Flows gibt.
Ihr kennt das sicherlich alle, dass man irgendwann anfängt, wenn man die Möglichkeiten nutzen möchte, die Smartha (oder auch andere Automatisierungslösungen bieten) so bietet alles mögliche overengineert…
Jetzt nach einem Jahr, wollte ich mal niederschreiben, was sich als nützlich, und was sich als weniger nützlich herausstellt. Dazu gehören auch brauchbare Flows, Spielereien oder durchaus nützliche Informationen.
1. Sorge dafür, dass man alle Flows auch via (Virtuellem) Schalter deaktivieren kann.
Im Regelfall greifen die Flows 95% aller Fälle wunderbar. Aber die restlichen 5% (Ehefrau, Kinder, Tiere, Nachbarn, Besuch) werden da logischerweise nicht beachtet. Sorge dafür, dass du alle Flows händisch unterbinden kannst, indem du (virtuelle) Schalter dafür baust, so dass du nicht anfangen musst einzelne Flows abzuschalten in der Programmierumgebung.
2. Ordne deine Programmierumgebung sinnvoll an.
Man baut und probiert rum. Man kennt es, dass provisorisch erstellte Flows am längsten laufen in irgend einem Flowblatt und man sucht und sucht und sucht, bevor man diese findet. Überlege dir eine sinnvolle, individuelle Aufteilung, mit der du zurecht kommst. Nichts ist schlimmer, wenn die Frau 5 Minuten vor Flowbeginn sagt: „Kannst du das mal abschalten“ und du sitzt mit dem Smartphone auf Klo und versuchst krampfhaft die richtige Seite zu finden.
3. Planung
Danke für diesen Punkt an @CoHoB
Je komplexer ein Flow ist, desto verwirrender wird er in der Programmieroberfläche erscheinen. Hier ist es sinnvoll sich selbst einen Ablaufplan zu skizieren. Erstelle einen Ablaufplan und gehe ihn durch, so dass hier eventuelle Fehler auftauchen, bevor du diesen programmiert hast. Ja, es ist eine Mehrarbeit, aber du wirst im Nachgang dafür dankbar sein, wenn der Flow selbst implementiert ist und butterweich läuft. Wenn du im Nachgang versuchst einen Fehler auszubessern im aktuell laufenden, komplexen Ablauf besteht immer die Möglichkeit, dass du dir mehr zerstörst als du Fehler behebst. Eine Vernünftige Planung ist ein Großteil der Arbeit, bietet dir aber im Umkehrschluss ein sauber Arbeitendes SmartHome.
4. Feedback
Automatisierungen haben den Charme, dass sie dinge automatisch tun. Meistens ohne irgend eine Form von Feedback. Da lohnt es sich durchaus vor allem zur Anfangszeit eine Nachricht zu erhalten, wenn ein Flow startet, etc. Einfach um sicherzugehen, dass es passiert. Feedback ist wichtig, vor allem wenn man neu dabei ist.
5. Multi-Gateway-Flows
Fang langsam an! Erstelle erstmal Flows, bei denen du nur ein Gateway behandelst. Es ist zwar cool, wenn man mittels Sensoren einer Homematic-IP- Installation deine HUE-Lampen ansteuern kannst, aber es verkompliziert dein Setup. Setze dich erstmal hin und bleibe mit deinen ersten Flows bei einem Anbieter und steiger die Komplexität langsam. Es macht nicht immer Sinn alles über deine Smarthomezentrale zu steuern. Es ist zum Beispiel sinnvoll die Möglichkeiten deiner Hue App zu Nutzen um eine Zeitschaltung zu bauen, anstatt alles über die Zentrale laufen zu lassen. Ebenso für Homematic. Der Kram macht durchaus was er soll und ist dann unabhängig von einer CCU oder deiner Zentrale (Stichwort: Direktverknüpfung).
6. Beobachte
Schau dir deinen Tagesablauf an, bevor du anfängst Flows zu basteln. Und zwar nicht nur deinen, sondern auch den deiner Mitbewohner. Schau was man hier immer wieder händisch durchführt und wo eine Automatisierung den Tag erleichtert ohne die übrigen Mitglieder deines Haushaltes zu behindern. Dann kannst du dich hinsetzen und anfangen eine Automatisierung zu schreiben. Denk daran, auch die Ausnahmen zu definieren. Es gibt kaum was schlimmeres, als einen komplexen, undokumentierten Flow nach einem halben Jahr anfassen zu müssen um ihn umzubauen, weil er dich manchmal nervt.
7. Fragen und Forum
Schau dir Foren deiner eingesetzten Smarthomezentrale an. Bevor du jedoch anfängst Fragen zu stellen, nutze eine Suchfunktion zu Flows. Manchmal findest du Lösungsansätze zu deinem Problem in bereits geposteten Flows. Das hilft ungemein und der Lerneffekt ist hier wohl am höchsten. (Try and Error, Lernen durch Schmerz, etc). Scheue dich, falls du nichts findest, deine Frage möglichst genau und mit Beispielen versehen zu posten. Je mehr du Preisgibst, was du vor hast, und was du bereits gemacht hast, desto einfacher ist es für die User eine möglichst spezifische Antwort zu geben. Niemand beisst (im Regelfall) und jeder hat was von solchen Fragen und Lösungsansätzen. Viele Wege führen zur Automatisierung. Welche dir am meisten liegt, bleibt letztlich auch dir überlassen.
8. Variablen
Nutze sie. Irgendwann wirst du zu dem Punkt kommen, dass du einen Flow in Abhängigkeit von Zuständen steuern möchtest. Oder deine Automationen an Zustände von Aktoren, Sensoren und Zuständen steuern möchtest. Dafür empfehle ich dir dringend Variablen setzen.
Ein Beispiel: Ich möchte, dass die Beleuchtung in meinem Arbeitszimmer eingeschaltet wird, sobald mein PC eingeschaltet wird und ausgeschaltet, wenn dieser ausgeschaltet wird. Das kann man durchaus so bauen, bedient aber nicht den Fall, dass diese Beleuchtung auch mal ohne den Rechner laufen sollte. Hierfür kannst du Variablen einsetzen. Sprich: Der (Virtuelle) Schalter setzt eine Variable (A) auf true. Ist der PC eingeschaltet, wird ebenfalls eine Variable (B) auf true gesetzt. Wenn du jetzt die Variablen selbst mittels ODER abfragst, wird das Licht eingeschaltet, wenn eine dieser Variablen den Zustand true erhält.
Gleiches gilt für Auswertungen die du früher oder später haben möchtest. (Wie kalt war es am kältesten Tag des Jahres, wieviel Strom hat meine Steckdose im Zeitraum X verbraucht. Ist jemand daheim oder nicht, etc)
Nutze Variablen so früh wie möglich, da du sonst deine ganzen erstellten Flows umbauen wirst um sie entweder persistenter von Buttons/Schaltern haben möchtest, oder auch eine Datengrundlage benötigst für deine stochastische Befriedigung. Außerdem lassen sich mit diversen Variablen Benachrichtigungen nochmals stärker personalisieren. Und wollten wir nicht alle schon ein Smarthome haben, was eine Persönlichkeit entwickelt?
9. Sinnvolle und einfache Flows.
Kommen wir zur Sammlung, was ich persönlich, als sinnvoll erachte, da es sich für mich als Sinnvoll herausgestellt hat. In den Kommentaren freue ich mich natürlich über eure Rückmeldungen
9.1 Rolladensteuerung
Gewöhne dir ab zu sagen: Ich Programmiere es einmal und fasse es nie wieder an. Jeder Plan scheitert im Regelfall an der Realität. Entsprechend ist eine saubere und kommentierte Programmierung wichtig.
Geplant war hier lediglich, dass Abends die Rollos runtergefahren werden morgens wieder hoch.
Ist ein wenig gewachsen. Denn am WE ändern sich die Schlafenszeiten, Wachzeiten. Im Winter ist es anders als im Sommer und einige Rollos sollten anders behandelt werden als andere.
Trotz allem ist dass meiner Meinung der beste Einstiegsflow. Man hat ein sofortiges Feedback, kann ihn gut anpassen und entsprechend Steuern.
Ich genieße es mitlerweile, dass ich mich nicht um die Rollos kümmern muss und das Haus regelt es sofort für mich.
Und ganz wichtig: Man will nicht, dass Rollladen herunterfahren werden, wenn eine Tür geöffnet ist…da muss man schon ein wenig Hirnschmalz hineinfließen.
9.2 Heizungssteuerung
Wahrscheinlich ist dieser Flow auch einer der sinnvollsten, da er Geld spart. Sobald man eine Heizungssteuerung implementiert hat, macht es Sinn die zentral gesteuerte Heizung im Sommer zu deaktivieren und im Winter zu aktivieren. Alles andere regeln die Heizthermostate und deren Temperaturfühler relativ effektiv. „Fire and Forgett“ sogesehen.
9.3 Benachrichtigungen
Allgemein ist das der Punkt, der den schmalsten Grad besitzt zwischen „Sinnvoll und Nervig“.
Ich mag es zum Beispiel morgens und abends jeweils eine Nachricht via Telegram zu erhalten, wie die Temperatur im Haus und Außerhalb ist. Ob die Fenster geschlossen sind, ob die Türe versperrt ist, etc.
Schnell kann man hier jedoch so viele Informationen raushauen, dass der Telegramchannel auf Stumm geschaltet wird und man nicht mehr rein schaut. (Ist ein guter Hinweis, dass man hier zuviel gemacht hat)
9.4 Briefkasten
Toll! Man bekommt eine Nachricht, wenn Post eingeworfen wird.
Nicht Toll, wenn die Zeitungen so reingequetscht werden, dass die Sensoren alle 5 Minuten den Channel spammen…
9.5 Beschattung
So gut. Also auf dem ersten Blick. Mit der Zeit wird man sich wohl immer mehr Sensoren besorgen. Sei es Temperaturfühler (innen und außen) aber auch Lichtsensoren. Sprich: Sobald der Lichtsensor über einem bestimmten Wert ist (Der auch individuell ist!) sollen die Rollläden an der beschienen Hausfront halb heruntergefahren werden, damit das Haus sich nicht aufheizt.
Hier sollte man folgendes beachten: Schreibt die Werte des Sensors erstmal in eine Tabelle und einen Graphen. Notiert euch, wann die Rollläden heruntergefahren werden sollen und wann wieder hinauf und gleicht es mit dem Graphen ab. So bekommt ihr heraus, was die Schwellenwerte sind.
Und ganz wichtig: Macht diese Funktion via (virtuellem) Schalter abschaltbar. Ihr wollt ja nicht, dass wenn ihr gerade den Sonnenschein genießt und eure Gäste, dass die Rollläden das Haus/Wohnung abdunkeln.
9.6 Alarmanlage
Ich habe in wenig gezögert diesen Punkt hier anzusprechen. Trotzdem wird man eher früher als später auf diese Idee kommen. Bei Alarmanlagen muss man sich klar machen: Die Alarmanlage dient im Grunde dazu nicht etwaige Einbrecher zu „verschrecken“ oder zu Benachrichtigen, dass etwas nicht so sein sollte wie es ist.
Hierzu ist dieser Flow wohl einer der komplexesten den man bauen kann, da er recht viele Sensoren abfragt und auch sehr viele Akteure triggert. Außerdem besteht immer die Gefahr, dass man irgend etwas vergisst, und der ganze Kram losbimmelt. Entsprechend wichtig: Keep it simple und noch wichtiger: Baue erstmal einen Flow um alles auszuschalten zu resetten. Vor allem vor dem ersten Test. Es gibt nichts ärgerliches, wenn das Kind schläft und deine Alarmanlagen bimmeln los und du brauchst 10 Minuten um alles wieder abzuschalten. Einen genauen Flow werde ich hier nicht hineinschreiben, aber immerhin verlinken. Der Thread ist zwar etwas länger, aber ich glaube man sieht dort recht gut, wie die Gedankengänge und Ergänzungen mit jedem schritt immer mehr werden und es auch immer komplexer wird:
–to be continued. Gerne pflege ich die Kommentare auch hier in die liste ein mit entsprechenden Credits –
10. Steuerung
10.1 Tablet/PC/Handy
Jetzt machen wir mal ein großes Fass auf. Bitte beachten, dass dies nun ein höchst subjektives Thema ist.
Die logischste Herangehensweise wäre, dass man sich eine, von der Zentrale bereitgestellte, webseite auf einem $Device darstellt und sein Smarthome darüber steuert. Das kann gut laufen, kann aber genauso zu problemen mit Aktualisierungen, Autologout, etc führen und man läuft in Frustmomente, wenn man sich immer und immer wieder auf seinen angedübelten Tablets erneut einloggen muss.
Vor allem, wenn man „nur“ ein Display drangedübelt hat, und die OnScreentastatur verzögert reagiert, wenn man versucht sein 20 Zeichen langes Passwort einzutippen.
Schau dich um. Einige Hersteller haben auch entsprechende Apps für ebensolche Steuerungen. Da gibt es genug, die genau für diesen Betrieb (Android, iOS, Windows-Tablets) gedacht sind. Sei es die SmarthaApp, ober integrierte Lösungen wie HomeKit oder, oder oder…
Meistens kosten solche Applikationen für die Tablets auch ein entsprechendes Entgeld, vor allem, wenn man unterschiedliche Betriebssysteme nutzen möchte und mit unterschiedlichen Accounts arbeitet. Klar, ist es blöd eine Investition zu tätigen, die man vorher nicht auf dem Schirm hatte (deswegen schreibe ich hier sowas) doch meistens ist der Betrag, den ein Hersteller für solche Applikationen aufruft meist Geringer als so mancher Aktor, den man in sein System einbinden möchte.
Beschäftige dich damit und nutze die Möglichkeiten von Demoversionen um zu evaluieren, ob die Applikation deinen Bedürfnissen entspricht.
Beispiel: Ich nutze die Smarthaapp, damit ich die Steuerung meiner SmarthaZentrale durchführe. Ich bin kein Freund davon eine Applikation als Server auf einem oder mehreren Tablets laufen zu lassen. Das würde, in meinen Augen, ein Server - Client-Aufbau ad absurdum führen. Meine Funktionalität für die App selbst, ist lediglich die Steuerung der Zentrale. Und das macht diese App genau so, wie ich es möchte. Der Preis dafür ist also Vertretbar, wenn ich bedenke, dass ich den Kram auf 5 Devices einsetze. Für die Kontrolle vom Rechner aus, logge ich mich direkt auf der Zentrale ein.
Fazit hierzu: Ausprobieren. Da kommt man nicht drumrum. Eine Lösung, die etwas persönliches, wie die Steuerung der eigenen 4 (Miet)Wände sollte auch passen und mehr Nutzen als Frust bieten und da tickt ein jeder anders.
10.2 Applikation vs Schalter
Danke für diesen Punkt an @CoHoB
Mach dir Gedanken welche Funktionen schnell erreichbar sein sollen. Es ist zwar fancy und cool, alles via einer App oder einem Webinterface steuern zu können, allerdings ist man mit physischen Schaltern einfach schneller. Grundfunktionalitäten sollten auch für alle Bewohner und auch für Gäste via Schalter erreichbar sein. Beispiel: Man möchte nicht für jeden Rollladen, den man halb herunterfahren möchte immer ein Gerät rauskramen oder in einen anderen Raum laufen um diesen anzusteuern. Hier ist ein Schalter durchaus sinnvoll.
10.3 Zentrale
Dies ist ein leidiges Thema, denn es gibt unglaublich viele verschiedene SmarthomeZentralen. Unabhängig von den dazugehörigen Apps gibt es noch weitere. Kostenfreie wie auch Kostengebundene. Das schöne und auch leidige daran ist, dass diese sich immer weiter entwickeln, so dass man hier auf dem laufenden bleiben sollte.
Was dir bewusst sein sollte, dass manche Zentralen Probleme anders lösen als andere und auch einen völlig anderen, berechtigten Daseinszweck haben. Als Beispiel sei mal Homebridge erwähnt, die verschiedene Geräte in deine Homekit-App bringen. Smartha kann dies (noch) nicht, hat aber mittels Node-Blue ein mächtiges Werkzeugt was bei Automationen, virtuellen Schaltern, diversen Variablen sich wesentlich besser für diesen Zweck eignet.
Ich kann dir hier genauso wie bei APP nur raten: Ausprobieren. Auf dem laufenden bleiben. Hier kommt dann notgedrungen das Thema auf, dass du erneut mehrere Bridges hast, die für unterschiedliche Funktionalitäten eingesetzt werden, bis die eierlegende Wollmilchsau kommt.
Eines bleibt jedoch zu bedenken: Je mehr eine Zentrale oder auch App kann, desto komplexer ist die Bedienung und desto langwieriger ist die Lernphase